Kunst, die nicht mehr stören darf, wird irrelevant
Vor einigen Wochen entstand auf Twitter eine Diskussion über das Drehbuch eines „Tatort“-Krimis. Die Handlung in Kürze: Ein junger Mann, der sich gegen Rechtsextremismus engagiert, wird umgebracht. Weil er aufgrund seines Engagements von Neonazis bedroht wurde, geraten diese zuerst ins Visier der Ermittler. Schließlich stellt sich jedoch heraus, dass der Mord von der Mutter der Freundin des Opfers begangen wurde. Ein reichweitenstarker Twitter-Account störte sich an der Tatsache, dass die Verdächtigten nicht die Täter waren. Zahlreiche Nutzer äußerten sich zustimmend, und so nahm die Entrüstung ihren Lauf. Auf den ersten Blick handelt es sich um einen trivialen Vorfall. Doch dieser Eindruck täuscht. Dass Rechtsextremismus emotional diskutiert wird, ist nachvollziehbar. Es liegt allerdings in der Natur des Kriminalfilms, dass er eine unerwartete Auflösung hat. Die Empörung darüber, dass eine solche Auflösung einmal nicht dem eigenen Weltbild entspricht, befremdet. Abgesehen davon, dass der im Zuge der Debatte erhobene Vorwurf, eine solche Handlung verharmlose Rechtsextremismus, absurd ist: Wie kommt es zu dem Irrtum, das Drehbuch einer fiktiven Geschichte müsse mit den eigenen Anschauungen harmonieren? Die sozialen Medien ermöglichen heute jedem, …