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The Wedding Present

Nachdem das Konzert, welches ursprünglich bereits im September 2020 stattfinden sollte, zweimal verschoben wurde, konnte es nun endlich stattfinden. Aller guten Dinge sind drei. Anlaß war das 30. Jubiläum ihres Albums „Seamsonsters“, welches 1991 unter der Katalognummer PL75012 auf RCA erschien. Dass es sich bei diesem, trotz sehr guter Songs, nicht um mein Lieblingsalbum handelt, ändert nichts daran, dass ich The Wedding Present für eine grandiose Liveband halte. Zuletzt habe ich sie 2010 gesehen, deshalb wurde es mal wieder Zeit für ein Update.

Was viele nicht wissen: Obwohl die Band eher mit subkulturellen Szenen, wie Indie-Pop bzw. C86 assoziiert wird, hat sie im Laufe ihres Bestehens 18 Singles in den UK Top 40 Charts platziert. Darunter waren allein 12 im Jahr 1992, als die Gruppe jeden Monat eine Single veröffentlichte. Eine Praxis, die sie bis heute gelegentlich wiederholt. Damit brach sie den Record von Elvis Presley, der bis 1992 die meisten Top-40 Hits in einem Jahr gehabt hatte.

Jubiläumstouren dieser Art sind seit einigen Jahren in Mode, was ich aufgrund der Tatsache, dass ich in der Blütezeit vieler meiner Lieblingsbands noch nicht im Konzertbesucher-Alter war, sehr begrüße. Es ist doch etwas anderes, die Stücke einmal live dargeboten zu hören. Schon von Beginn an, umgab diesen Auftritt die Stimmung des Besonderen. Den Überblick über die zahllosen Besetzungswechsel habe ich inzwischen verloren, aber solange David Gedge, der es sich nicht nehmen liess, auch dieses Mal eine Kostprobe seiner Deutschkenntnisse zu geben, anwesend ist weiss man, dass man auf dem richtigen Konzert ist.

Gedge wies das Publikum auch scherzhaft darauf hin, dass die Setlist von der Gitarristin erstellt wurde und eventuelle Beschwerden an sie zu richten seien. Das Album, welches in Gänze gespielt wurde, hat sich mir durch das Direkte noch einmal neu erschlossen und gefällt mir seither deutlich besser als vorher. Trotzdem nahm ich mit Freude zur Kenntnis, dass im Anschluss noch einige meiner persönlichen Favoriten, wie „Brassneck“, „Nobody’s Twisting Your Arm“ und „My Favourite Dress“ auf der Liste standen, weshalb es meinerseits keine Beschwerden gab. Im Gegenteil. Selbst David Gedge, der nicht für Gefühlsausbrüche bekannt ist meinte, dass das irgendwie ein magischer Abend war. Gut zusammengefasst.

Dieser Beitrag erschien am 12.10.2022 bei “The Clubmap”.